Buchtipps im Januar

Obwohl das Schreiben zu meinen Leidenschaften gehört, überlasse ich dieses wunderbare Handwerk am liebsten den Personen, die es wirklich können und stürze mich in meiner Freizeit in ihre Werke. Es gibt kaum etwas Schöneres, als ein gut geschriebenes Buch, das mit jedem weiteren Wort seine ganz eigene Welt in meinem Kopf erschafft. Buchstaben, die sich förmlich überschlagen. Seiten, die im Eiltempo geblättert werden und letztlich dann die Frage: Wo sind nur die letzten hundert Seiten hin und gibt es einen zweiten Band? Welche Bücher mich zum Jahresstart besonders gefesselt haben und welche Schmöker noch auf meiner Leseliste stehen, erfahrt ihr hier.

// Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit

“Das Leben ist kein Nullsummenspiel. Es schuldet einem nichts, und die Dinge passieren, wie sie passieren. Manchmal gerecht, so dass alles einen Sinn ergibt, manchmal so ungerecht, dass man an allem zweifelt. Ich zog dem Schicksal die Maske vom Gesicht und fand darunter nur den Zufall.” 

In Buchgeschäften oder der Bibliothek bin ich recht schnell von der breiten Auswahl überfordert und darum war ich umso glücklicher, als mein Freund mit Benedict Wells Roman im Gepäck nach Hamburg kam und nach zwei Tagen zu mir sagte: „Den musst du unbedingt lesen, ich lass‘ dir das Buch hier“. Gesagt getan. Die ersten Seiten habe ich zwischen Tür und Angel im Bus gelesen und den Rest übers Wochenende verschlungen.

Wells schafft es, den Leser mit jeder Seite abzuholen. Er hat mit diesem Buch eine wunderbar traurige Welt für mich geschaffen, die parallel zur eigenen läuft. Gespikt mit Rückschlägen, Enttäuschungen, Abzweigungen, Trauer, aber auch Liebe, Vertrauen und ständigem Wachstum. Das Lesen ist die reinste Berg- und Talfahrt. Nach jedem Hoch wird dem Leser mit erschreckender Deutlichkeit bewusst, dass man bereits im Sturzflug in Richtung Realität ist. Während des Lesens nistete sich unweigerliche eine Schwermut ums Herz ein. Ein fader Beigeschmack, weil man sich doch allzu gerne in die heile Romanwelt flüchtet, die zumindest mit einem Happy End abschließt.

Fazit: Vom Ende der Einsamkeit ist nichts für Zwischendurch und schon gar keine leichte Kost. Das Buch regt zum Nachdenken an, ist zerbrechlich schön geschrieben und lässt den Leser am Ende mit vielen wunderbaren Zitaten, Denkansätzen und einer sanften Schwermut zurück.
Es macht die Winterdepression auf jeden Fall noch ein Stückchen unerträglicher.


// Martin Suter: Lila, Lila

Martin Suter zählt seit „Der Koch“ und „Ein perfekter Freund“ zu meinen Lieblingsautoren. Während meines Streifzugs durch die Bibliothek, habe ich kürzlich gleich drei seiner Romane entdeckt und konnte sie aufgrund des Klappentexts nicht wieder zurück ins Regal stellen. Ein klassischer Fall von Impuls-Ausleihen. Und damit der Stapel gar nicht erst anstauben kann, habe ich noch am selben Abend begonnen, „Lila, Lila“ zu lesen.

Direkt vorweg: Der Plot des Buches ist weder sonderlich spannend, noch überraschend. Nachdem die Handlung losgetreten wurde (bei diesem Roman tatsächlich sehr passend), geschehen aufeinanderfolgend viele vorhersehbare Ereignisse. Das macht das Buch von Suter allerdings nicht weniger mitreißend. Als Leser sieht man sich schnell in einem Zwiespalt gefangen und kann sich nur schwer entscheiden, ob man den Protagonisten David Kern, oder dessen Freundin Maria weniger leiden kann. Doch ihre Probleme sind gar nicht so weit hergeholt und Martin Suters Roman hat mich an der ein oder anderen Stelle zugegebenermaßen kalt erwischt. Absolut lesenswert, keine schwere Kost und schön für zwischendurch.

Fazit: Suter gelingt es in seinem Roman ein Leben zu illustrieren, das in einer Blase stattfindet. Die Illusion, sich ein Leben aus Versatzstücken zurechtschneidern zu können. Dem Protagonisten bleiben bis zum Ende die Hände gebunden – er verharrt im Schatten seiner eigenen selbst und lässt fremdbestimmt sein Leben geschehen.
Doch das erkennt er, als es schon zu spät ist.


// Bov Bjerg: Auerhaus

Eine Schüler-WG in einem schwäbischen Dorf – großartig. Wären da nur nicht die äußeren Umstände, welche die sechs Freunde dazu bewegen, völlig über die Stränge zu schlagen, um vor allem eins: Das Leben ihres besten Freundes Frieder zu retten. Die Handlung lässt sich zwar recht einfach zusammenfassen, die zwischenmenschlichen Dynamiken hingegen nicht. Die einen verlieben sich, die anderen suchen ihren Platz im Leben und über allem stehen die mehr oder weniger normalen Probleme des Erwachsenwerdens.

Fazit: Der Roman von Bov Bjerg liest sich zwar schnell, regt aber zum Nachdenken an. Ich habe das Buch mehrmals zur Seite gelegt und mich an der ein oder anderen Stelle unangenehm ertappt gefühlt. Die Freundschaft wird (tot)ernst mit einem kleinen Augenzwinkern beleuchtet und zeigt, wie kleine Handlungen letztlich große Auswirkungen haben können. Tragisch schön – das passt irgendwie ganz gut.

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