Wer soll das alles lesen?

Ganz richtig: du!

Bücher für warme Sommertage

// Das deutsche Krokodil, Ijoma Mangold
// Fast genial, Benedict Wells
// Ein perfekter Freund, Martin Suter
// Sickster, Thomas Melle

Drückende Hitze, flimmern in der Luft und ein Körper, der nach einer kühlen Brise ächzt. Spätestens, wenn die grauen Zellen auf Sparflamme laufen und selbst Kaffee in seiner kühlsten Form genossen wird, wird anspruchsvolle Literatur gegen leichte Kriminalkomödie getauscht. Allmen und die Libellen ließt sich leicht, locker und mit den nötigen Atem-Stockern die einen Kriminalroman erst richtig gut machen. P.S.: Das Buch eignet sich dank 197 Seiten perfekt zum vorlesen oder zuhören. Ich hab’s geliebt die Augen dabei zu schließen und im Kerzenlicht ganz tief abzutauchen.

Thomas Melle ist ein unscheinbarer Typ. Er wirkt ruhig und irgendwie zurückhaltend – vielleicht liegt das an seiner Krankheit. Der Autor ist manisch-depressiv und genau darum geht es in unterschiedlichen, aber vorrangig autobiografischen Zügen in seinen Büchern. In Sickster ist allerdings nicht nur der Protagonist, sondern auch sein gesamtes Umfeld krank. Nicht im körperlichen, aber definitiv im übertragenen Sinn: Die Leute, das System, das Umfeld. Das grell überzeichnete Elend, der Knall auf den alles hinausläuft – absolut nicht vorherzusehen. Ein großartiger Roman, wirklich.

Komisch. Ohne Verabredung ein Cafe zu betreten, um nicht nur schnell den Kaffee to-go zu holen, sondern tatsächlich einen Sitzplatz einzunehmen, fühlt sich deplatziert an. Ich fühle mich deplatziert zwischen den Augenpaaren, die zwischen mir und dem Milchschaum pendeln. Und dabei ist meine Ibu 500 mit Sofortwirkung an stressigen Tagen nicht in pillenform, sondern aus Papier und Koffein. Da hilft nur eins: Lesen wieder Salonfähig machen – auch abseits von der Urlaubsliege und maximal befüllten Zugwagons. Buch schnappen und im Lieblingscafe lesen – wirkt wirklich Wunder gegen Stress!

Während ich selbst zwar auch gerne schreibe, überlasse ich dieses wunderbare Handwerk am liebsten den Personen, die es wirklich können, und stürze mich in meiner Freizeit in ihre Werke. Es gibt kaum etwas Schöneres, als ein gut geschriebenes Buch, welches mit jedem weiteren Wort eine facettenreichere Welt in meinem Kopf annimmt. Buchstaben, die sich förmlich überschlagen. Seiten, die im Eiltempo geblättert werden und letztlich dann die Frage: Wo sind nur die letzten hundert Seiten hin und gibt es einen zweiten Band?