Die einzige Zeit, zu der man sich ganz ungeniert über das Wetter unterhalten darf? Während der ersten warmen Frühlingstage des Jahres.
Es gibt kaum etwas Schöneres, als von einem sonnendurchfluteten Schlafzimmer geweckt zu werden. Der Turboantrieb schiebt mich dann zuerst in Richtung Kaffeemaschine und anschließend direkt vor die Haustür. Während die vergangene Woche recht unspektakulär verlief, hielt das Wochenende ein echtes Highlight für mich parat: Ostsee und Packeis.
Schnappschuss des guten Lebens: Sonne im Gesicht und Eis in der Hand. Mehr davon, bitte!
Den vergangenen Samstag verbrachten wir spontan zwischen Kiel und Gut Panker. Wir fuhren zuerst nach Heidkate. Ein vor allem bei Bullibesitzern beliebter Spot, weil der große Parkplatz entlang des Deichs viel Platz zum Campen bietet. Hier stehen im Sommer die Busse dicht an dicht und man findet schnell Zugang zur „Hang Loose Mentalität“.
Ohne Zeitgefühl schlenderten wir durch die am Strand gelegene Ferienhaussiedlung (Instant Urlaubsfeeling!). Hat man erst einmal den Deich „erklommen“ so liegt die Ostsee in ihrer schier unendlichen Weite vor einem und wir spazierten mit einer ordentlichen Portion Sonne im Gesicht am Strand entlang.
Am Imbiss gab’s Packeis und am Strand jede Menge Muscheln und bunte Steine, die all meine Aufmerksamkeit verlangten. Ein paar Stunden Stadtflucht und gute Musik im Autoradio lassen einfach direkt Roadtrip Gefühle aufkommen.
Am Wochenende habe ich außerdem etwas ganz Wesentliches für mich gelernt: Urlaub bedeutet für mich nicht, 10 Tage am Stück frei zu haben, um weit wegfahren zu können.
Urlaub ist im Grunde einfach ein Gefühl. Nämlich das Gefühl, den Alltag für eine gewisse Zeit einfach mal Alltag sein zu lassen.
Das Handy nur für ein paar Schnappschüsse aus der Jackentasche zu nehmen, sich frei von Uhrzeit und Verpflichtungen zu machen, um das zu machen, wonach einem der Sinn steht.
Wer es schafft, einige Stunden so zu verbringen, der ist am Ende vielleicht erholter, als eine Person die endlich am weit entfernen Reiseziel angekommen ist, den lang ersehnten Urlaub dringend braucht, aber trotzdem nicht richtig abschalten kann.
// Sei doch mal spontan!
Ein Satz, der mir früher oft vor den Latz geknallt wurde. Das ging sogar soweit, dass ich mich für meine Pläne beinahe schämte und auf Teufel komm raus versuchte spontaner zu sein. Mir die Tage bewusst frei hielt, um dann in der Schwebe zu stehen und festzustellen: Ich liebe Pläne. Ich weiß gerne, was die nächsten Tage für mich bereithalten. Ich bin gerne vorbereitet.
Und trotzdem habe ich in den letzten Monaten, ganz unbewusst die Zügel etwas lockerer gehalten – ohne diesen Zeigefinger, der mich beinahe mahnend zu mehr Spontanität zwang. Und so wurde aus einem freien Wochenendtag kürzlich ein wunderschönes
Get-together mit alten und neuen Freunden:
„Kommt ihr vorbei? Wir haben gerade eine Flasche Wein geöffnet!“ So fand ich mich auf einmal zwischen lachenden und trinkenden Freunden wieder und verbrachte den Tag dann zwischen Weißwein, Pizza und Bruchschokolade im Vinyard. Ganz ungeplant und mit der Erkenntnis: Für mich gibt es nicht den einen Plan.
Zwischen all den Unternehmungen und Terminen in naher und ferner Zukunft lasse ich einfach genug Spielraum für Spontanes. So fühle ich mich wohl und das ist, was am Ende des Tages wirklich zählt. Dass ich mit einem guten Gefühl in Richtung Bett gehe und mir bei erloschenem Licht keine Gedanken darüber machen muss, ob ich bei Tagesanbruch die eigenen Prinzipien wieder verraten muss und mich doch wieder verbiege.
// Die dunkle Seite des Mondes, Martin Suter
Abseits meiner monatlichen Buchempfehlung gibt’s heute eine kleine Perle für zwischendurch: Die dunkle Seite des Mondes von Martin Suter.
Der Roman rund um den Staranwalt Urs Blank ist Suter einfach durch und durch gelungen.
Er begleitet nicht nur in rasantem Tempo wechselnde Handlungsstränge, sondern vor allem die dramatische Persönlichkeitsveränderung des Protagonisten.
Der sonst nach gesellschaftlichen Regeln und Konventionen lebende Anwalt wird durch die Einnahme halluzinogener Pilze innerhalb von 340 Buchseiten zum unberechenbaren Mörder und einsamen Waldbewohner. Wahnsinnig packend und mit viel Fingerspitzengefühl recherchiert. Fazit: Unbedingt lesen.
Das Buch wurde übrigens auch mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle verfilmt. Ich habe den Film zwar nicht gesehen, aber hier könnt ihr euch bei Interesse den Trailer anschauen.