Freundschaft, Wohnungsupdate und TED Talk

Ich würde diesen Artikel gerne damit einleiten, dass ich zufrieden mit einer großen Tasse Kaffee auf meinem Sofa sitze, das Buch von Heinrich Steinfest zur Seite gelegt habe, um ein paar Zeilen zu tippen und überhaupt völlig geordnet bin: Sowohl in meinem Kopf, als auch in den eigenen vier Wänden. Pusteblume.
Das neue Jahr startete mit Vollgas und brachte nicht nur äußerliche Veränderungen, in Form eines Umgestaltungswahns meiner Wohnung mit sich. Ordnung? Fehlanzeige. Dafür ganz viele unfertige Gedanken und angefangene Pläne.

// Wohnungsupdate

Am zweiten Weihnachtsfeiertag, leicht erschlagen vom Festtrubel, saß ich neben meiner Mutter auf der Esszimmer Bank und berichtete ihr, mit einem Notizbuch ausgestattet, von meinen Umgestaltungsplänen.
Ich wohne jetzt seit über 1,5 Jahren in meiner Wohnung, aber habe sie die meiste Zeit mehr als „Abstellkammer für meinen Körper“ verwendet, ohne aus ihr ein richtiges Zuhause zu machen. Das hat mich plötzlich so gestört, dass dringend eine Veränderung her musste. Mein Plan war es, in den ersten Monaten des neuen Jahres das Wohnzimmer umzugestalten, aus dem Schlafzimmer ein echtes Schlafzimmer zu machen, Lampen aufzuhängen und der Wohnung endlich ein wenig Charakter zu verleihen. Zurück in Hamburg ließ ich keine Zeit verstreichen und aus den vier Wänden wurde schließlich ein Zuhause.

Worauf ich eigentlich hinaus möchte, ist die Antwort auf die Frage, warum mein „Projekt Wohnung“ so lange gedauert hat.

Ich hatte in den letzten Monaten einfach keine Zeit mein materielles Umfeld zu ordnen, sondern war schlicht und ergreifend mit mir selbst beschäftigt. Ich habe viel Zeit gebraucht, um langsam zu lernen wer ich bin, was ich will und vor allem was ich nicht will.
Das Schöne am 25 sein ist, dass der Prozess noch lange nicht abgeschlossen ist und aller Wahrscheinlichkeit nach, auch mein Leben lang dauert.
Aber ich bin zumindest an dem Punkt angekommen, meine Aufmerksamkeit langsam nach rechts und links schweifen zu lassen. Da habe ich meine Wohnung gesehen und festgestellt: Es muss sich etwas ändern. Nicht nur in mir, sondern auch um mich herum.

Der Küchentisch.
Wohl der Ort, an dem die ernsten Lebensfragen geklärt werden.
Für andere wichtige und die liebevollen, ist das Bett zuständig.


// Zweisam für sich sein

Kürzlich spielten „The Paper Kites“ ein Konzert in Hamburg. Bloom gehört schon seit langer Zeit zu meinen Lieblingssongs und so schenkte ich meinem Freund, natürlich ganz uneigennützig, die Tickets zum Geburtstag. Beziehungsweise eins, das zweite behielt ich natürlich. Und so war die Frage nach der Begleitung auch schon beantwortet. Natürlich auch ganz uneigennützig.
Wir verbrachten also den Samstagabend im Übel und Gefährlich:
Zwischen gedimmten Scheinwerfern, Rhabarberschorle und einer wunderbaren Setlist.

Um uns herum eine Menge Paare. Da wir eins davon waren und Weihnachten noch nicht allzu lange her ist, schoben wir es auf das klassische Weihnachtsgeschenk: Konzertbesuch. Was ebenfalls auffiel ist, dass eben diese Paare während der 120 Minuten weder die Lippen, noch die Hände voneinander lassen konnten. Mit ständigem Gerade über das eben Gehörte und gerade Erlebte standen sie dort. Eng umschlungen und bei jedem Song mit „Love“, wild die Lippen aufeinander drückend.
Jeder soll natürlich ganz frei und nach den eigenen Vorstellungen all das machen, wonach ihm gerade der Sinn steht. Nur frage ich mich lediglich, ob man so ein Konzert nicht auch einfach nebeneinander und trotzdem beieinander genießen kann.
Sich erst im Anschluss über das Erlebte unterhalten: Für einen Moment den Moment genießen und erst später teilen, was so ihn so besonders gemacht hat. Etwas zu zweit zu machen, bedeutet ja nicht permanent alles zu teilen. Kann es nicht auch bedeuten, innezuhalten, aufzusaugen, wahrzunehmen und zwischendurch die Hand des anderen zu greifen, einen flüchtigen Kuss zu stehlen und ansonsten einfach die Atmosphäre zu genießen?

Wake up to the sound of your fleeting heart
Wake up to the sound of your fleeting heart
When you go, what you leave is a work of art
On my chest, on my hear
t

// Freundschaft

Weitsicht ist gar nicht so einfach, vor allem wenn man knietief in einer verzwickten Situation steckt und noch dazu mit einem Menschen, der eine besondere Bedeutung hat.
Dann erinnere ich mich gerne an meine Freundschaft zu Lina und die letzten gemeinsamen Jahre. Wir haben uns kennengelernt, viel Zeit miteinander verbracht und wunderschöne Erlebnisse geteilt. Uns dann für viele Monate aus den Augen verloren und nur sporadisch Kontakt gehabt.
Im April letzten Jahres kam sie aus Kapstadt zurück, wir trafen uns und stellten fest, dass wir uns beide verändert hatten, jetzt aber noch näher beieinander waren. Was ich damit sagen möchte: Freundschaft wird von einem unsichtbaren Gummiband umschlossen, das auch Abstand und Entfernung aushalten kann, weil es elastisch ist. Und wenn man so ein Gummiband auseinanderzieht, dann reist es entweder oder schwingt mit riesigem Druck in Richtung Mitte und rückt das, was dazwischen steht, noch dichter zusammen.

Während ich in der Vergangenheit oft das Wohl anderer über mein eigenes gestellt habe, versuche ich jetzt konsequent ehrlicher zu mir zu sein. Versuche noch genauer darauf zu hören, was sich für mich gut anfühlt und was ich brauche. Dadurch kann ich im Gegenzug ehrlich, fair und direkt zu meinem Gegenüber sein.
Das hört sich jetzt für viele nicht nach einer neuen Erkenntnis an, aber versucht das mal als Steinbock so umzusetzen. Unangenehme Gespräche zögere ich naturgemäß bis auf den letzten Drücker hinaus, biege und breche mich lieber für andere, als für meine eigenen Bedürfnisse einzustehen und bin dann oftmals schlecht drauf – ohne so recht zu wissen warum. Aber das Warum liegt auf der Hand, wenn man fremdbestimmt handelt und sich selbst eher zweitrangig positioniert.


Freundschaft uns das Gummiband.
Schön am erwachsensein ist auch, dass man bis spät in die Nacht Wein trinken, Käse Happen und Monopoly spielen kann.

// TED Talk George Blair-West

Ich bin seit vielen Jahren großer TED Talk Fan. Ich stolperte vor Jahren zufällig über den Vortrag von Ken Robinson und der Frage, ob Schule die Kreativität erstickt. 20 Minuten später hatten sie mich an der Angel, aber so richtig. Und seitdem versuche ich regelmäßig Videos zu schauen, um neue Impulse und Denkanstöße zu bekommen.

Heute habe ich den Ted Talk von George Blair-West zum Thema Ehe geschaut und welche drei Dinge es braucht, um eine Scheidung zu verhindern. Obwohl die Scheidungsrate in den vergangenen Jahren in Deutschland stark gesunken ist, wird statistisch noch immer jede dritte Ehe aufgelöst. Woran liegt das?
Laut George Blair-West unter anderem auch, dass Paare zu früh heiraten – was weniger mit der Länge der Beziehung, sondern tatsächlich mit dem Alter zu tun hat. In seinem Video erklärt er mit einer wunderbar herzlichen Art, dass romantische Liebe zwar wichtig, aber bei weitem nicht alles ist. Einfach schön – für Herz & Verstand.

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