72 Stunden in Manchester

Turbulenten Silvesterplänen spontan entfliehen, weil das mit maximaler Vorfreude geschwängerte Fest meistens ohnehin ein Reinfall ist? Find‘ ich gut. Und darum haben wir im letzten Jahr die Koffer gepackt und sind zum Jahreswechsel nach Manchester geflogen. Ich war bereits vor einiger Zeit dort und wusste daher in Umrissen, was mich erwarten würde: Eine großartige Restaurant- und Barszene, unzählige Secondhand-Shops, kleine Plattenläden, Concept Stores, sowie Architektur und Kultur, die größtenteils kostenlos ist. Manchester lohnt sich also nicht nur, um die Englischkenntnisse endlich mal wieder aufzufrischen, sondern vor allem dann, wenn man mit wenigen Erwartungen verreist und sich darauf einlässt, unzählige Ecken zu entdecken.

Ende Dezember: Sonnenstrahlen und blauer Himmel. Das wird ein guter Trip.

In Manchester angekommen hat man zum Glück eine super Verbindung in die Innenstadt. In knapp 30 Minuten ist man im Zentrum (Oxford Road) und kann von hier aus bequem zu Fuß, oder per Bus die Unterkunft erreichen.

// Where to stay: Hotel oder Airbnb

Bei meinem ersten Aufenthalt in Manchester entschied ich mich für ein schickes Airbnb, etwas außerhalb der Stadt gelegen. Da Manchester allerdings nicht allzu überlaufen ist, sind die „schönen“ Airbnb Möglichkeiten recht limitiert und wir wählten dieses Mal die Hotel-Variante. Wir buchten zwei unterschiedliche Hotels, hatten mit beiden aber einen sehr zentralen Startpunkt für jegliche Unternehmungen.

Die ersten zwei Nächte verbrachten wir im MotelOne Royal Exchange. Das Hotel ist direkt im Zentrum gelegen, das Zimmer war trotzdem ruhig und wir konnten alles fußläufig erreichen. Ich bin eigentlich kein Fan großer Ketten, aber das MotelOne bietet wirklich einen super Standard und ist dabei nicht teuer. Und wenn man mal ehrlich ist, verbringt man während eines Städtetrips nicht unzählige Stunden im Hotelzimmer, sondern erkundet die Gegend.

Die letzte Nacht verbrachten wir im King Street Townhouse. Das Hotel ist einfach wahnsinnig schön – vom netten Personal, über das Interieur bis hin zum großartigen Ausblick des Rooftop-Pools wurde an alles gedacht. Mehr Britain geht einfach nicht. Ihr müsst wissen, dass ich eigentlich ein recht unkomplizierter Mensch bin, aber wenn es um Betten und Frühstück geht, mache ich ungern Kompromisse. Musste ich hier zum Glück auch nicht – im Gegenteil. Das Bett war so bequem, dass wir uns kurzerhand via Uber Eats Pizza ins Hotelbett haben liefern lassen (wie lange das gedauert hat, ist eine andere Geschichte). Der Spa-Bereich des Hotels mit Sauna und Pool macht morgens um 7 Uhr auf und ist bis 22 Uhr geöffnet – hier solltet ihr unbedingt vorbeischauen. Der Pool bietet zwar nicht allzu viel Platz, dafür aber einen einmaligen Blick über die Stadt und das Rathaus.

Hier hätte ich es noch ein paar Nächte länger ausgehalten.

// Where to go: Die schönsten Ecken

Manchester versprüht fast an jeder Ecke den abgerockten Charme einer, in die Jahre gekommenen Industriestadt. Die roten Backsteinfabriken prägen das Stadtbild und werden lediglich in der Innenstadt von imposanten alten Gebäuden und moderner Architektur abgelöst, die sich unaufdringlich und harmonisch in das Stadtbild einfügt. Hier könnt ihr euch die Pfund für’s Busticket wirklich sparen und die Strecken gut zu Fuß zurücklegen. So haben wir während unserer Spaziergänge viele wunderschöne Ecken entdeckt, auf die wir sonst nie gestoßen wären. Nahe der Oxford Road ist beispielsweise eine kleine Siedlung am Kanal gelegen und das Northern Quarter hat viele verschachtelte Straßen und Abzweigungen, die sich lohnen, zu Fuß entdeckt zu werden. Für Streetart Fans gibt es eine Menge zu sehen und wer aufmerksam hinschaut, findet sogar ein paar Space Invaders.

// Northern Quarter

Mein absoluter Favorit: Das Northern Quarter. Hier fühlt sich das Leben ein bisschen wie in der Hamburger Sternschanze an. Der kreative Puls der Stadt, ist förmlich unter jedem Pflasterstein zu spüren. Hier findet ihr neben coolen Restaurants, Cafes und Bars auch jede Menge (!) Secondhand Shops, Bücher- und Plattenläden, kleine Stores mit aufstrebenden Brands und versteckte Tattoo Studios. Das ist sicherlich nicht für jeden etwas, aber wir haben uns spontan von Kevin im Tooth and Talon Studio stechen lassen und sind sehr zufrieden. Explizite Tipps für Stores zu geben, wäre irgendwie überflüssig an dieser Stelle – einfach durch das Northern Quarter treiben lassen, reinschauen und überrascht werden.

// Manchester Art Gallery

Die Art Gallery ist ein öffentliches kostenfreies Kunstmuseum, das ihr auf keinen Fall auslassen solltet – ganz egal wie gut das Wetter ist. Die Sammlungen zeigen größtenteils Werke vom Barock bis zur Gegenwart. Die Kunstsammlung umfasst Tausende Gemälde und Aquarelle und erstreckt sich über mehrere Etagen. Die Räume sind alle mit den Innenfarben von Farrow & Ball – meinem liebsten Hersteller von Wandfarben und Tapeten – geschmückt und haben in Kombination mit den schweren Bilderrahmen und großflächigen Werken, eine ganz besondere Wirkung. Zugegeben – ich habe nicht viel Ahnung von Kunst, aber für die Augen ist das der reinste Genuss.

Sliding into the new week like…

// John Rylands Library

Ein Mix aus Harry Potter und längst vergangenen Zeiten: Die John Rylands Library hat etwas magisches an sich und ist mit Abstand die schönste Bibliothek, die ich jemals besucht habe. Die schweren Holzvertäfelungen und alten Bücher verleihen den Räumen etwas Andächtiges und die altertümlichen Toiletten sind eine ungewollte Zeitreise. Unbedingt vorbeischauen, denn genau wie die Manchester Art Gallery ist auch der Eintritt zur Bibliothek kostenfrei.

// Waterstones Manchester

Wer auf Bücher, Briefpapier, Notizbücher und guten Kaffee steht, sollte sich unbedingt für eine Stunde aus dem Trubel der Stadt ausklinken und den Waterstones Bookstore in der Innenstadt erkunden. Ein Paradies auf mehreren Etagen – ich hätte hier Stunde um Stunde verbringen können und musste letztlich einsehen, dass mein Handgepäckkoffer keine neuen Buchanschaffungen zulässt und ich mich ohnehin nicht hätte entscheiden können.

// Gay Village und China Town

Die beiden Viertel liegen direkt nebeneinander und beherbergen kleine Bars, wunderschöne Gebäude und im Falle von China Town, das wohl beste Tattoo Studio der Stadt (wenn man den Locals glaubt): Rain City Tattoo Collective. Die Viertel sind auf jeden Fall einen Abstecher wert, viel Zeit müsst ihr dafür aber nicht einplanen.

Das Tor zu China Town.


Manchester Town Hall ist ein viktorianisches neugotisches städtisches Gebäude in Manchester, England. Es ist der feierliche Sitz des Manchester City Council und beherbergt eine Reihe von lokalen Regierungsabteilungen.

// Where to eat: Drei Restaurant-Hotspots

Fress
Das Fress haben wir am Silvesterabend entdeckt. Eine kleine Perle im Norther Quarter, das den Charme von New York und Paris versprüht. Das Essen war sagenhaft lecker – man konnte aus verschiedenen internationalen Tapas-Variationen wählen und musste sich daher nicht für eine Küche entscheiden. Sowohl die Edamame, als auch das koreanische Popcorn Chicken, waren unsere absoluten Favoriten. Und Pommes mit Parmesan – wie gut kann es eigentlich werden?

Pho Manchester
Hier gibt es leckere vietnamesische Gerichte und eine breite Auswahl an veganen Alternativen. In Hamburg gibt es zwar weit bessere Vietnamesen und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist auch nicht vergleichbar, aber wenn man Lust auf eine asiatische Abwechslung zu den britischen Evergreens hat, macht man hier definitiv nichts falsch.

Refuge Bar
Leider waren wir nicht selbst dort, aber die Bar im Hotel „The Principal“ ist eine absolute Empfehlung der Locals. Neben Tee und Kuchen, hebt sich das Hotel vor allem durch den wunderschönen Wintergarten und die tolle Einrichtung ab. Das Refuge steht ganz weit oben auf meiner „to see“-Liste beim nächsten Manchester Besuch.

// Drei Café – Hotspots

Just between friends coffee
Das kleine Café hat nur eine handvoll Sitzplätze und bietet seinen Gästen eine leckere Auswahl an kleinen Speisen (Die Instagram Klassiker: Avocado auf Sauerbrotteig und Granola Bowl), eine feine Auswahl an selbstgebackenen Kuchen, kleines Gebäck für den schnellen Hunger und vor allem großartigen Kaffee. Ehrlich – dort hätte ich einen Cappuccino nach dem anderen schlürfen, das Interieur bestaunen und die Menschen beobachten können. Wir waren gleich zweimal dort. Die Besitzer haben sich tatsächlich wieder an uns erinnert und neugierig nach unserem Silvesterabend gefragt. Einfach schön.

Breakfast and chill.

Foundation Coffee House
Hier gibt es guten Kaffee, frische Limonaden und eine breite Auswahl an Kuchen und Snacks. Das Interieur hat mir hier besonders gut gefallen und die kleinen Tresen am Fenster sind der richtige Ort, um den müden Füßen ein wenig Ruhe zu gönnen. Also – einfach Kaffee schnappen, gemütlich trinken und die Menschen beim Vorbeigehen beobachten.

Siop Shop
An unserem ersten Tag reingestolpert und direkt beschlossen: Der Urlaub kann nur gut werden. Denn hier fühlt man sich nicht nur wie in dem hölzernen Weekend-Getaway eines Tech-Nerds aus den 70ern, irgendwo in Skandinavien, sondern bekommt ganz nebenbei auch noch die ehrlichste Tomatensuppe und vorzügliches Süßgebäck serviert. Absolute Empfehlung!

Siop Shop
53 Tip Street
Manchester M4 1LS

Eines der schönste Dinge des Städtetrips, war für mich das Wiedersehen mit zwei Bekannten, die ich während meines ersten Urlaubs in Manchester im Fab Café (übrigens eine ganz dringende Empfehlung, wenn ihr abends ausgehen wollt), kennengelernt habe. Da ist man an Silvester in einer unbekannten Stadt und hat dann das große Glück, gemeinsam auf eine Hausparty von Fremden zu gehen – einfach weil die Wiedersehensfreude so groß war und die wenigen Menschen, die ich in Manchester kenne, so offen und herzlich sind. Also haben wir alle gemeinsam das neue Jahr mit 90er-Jahre-Techno Beats begrüßt, Wein aus roten Plastikbechern getrunken und das Leben ein wenig gefeiert. Es war einfach schön und ich hoffe, dass eure Reise nach Manchester mindestens genauso tolle Überraschungen bereithält.

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